[Haben auch Sie einen Schlüssel erhalten, der gar keine Türen öffnet?]
„The classroom, with all its limitations, remains a location of possibility.
In that field of possibility we have the opportunity to labour for freedom…
to transgress“
bell hooks
Man ist also konfrontiert mit einer Tapete, einem Designstück für Innenräume,
für Wände, also einer Verkleidung für Unterscheidungen. In
Landscape zero untersucht Belia Brückner die Kategorien – Verzeihung
– Dilemmas, die sich durch die Auswahl der Aufgaben im Fach Kunst
für das Zentralabitur NRW (2007-2021) ergeben.
Die Anordnung dieser Kategorien in den Colour-Codes verschiedener
Währungen ist mit einer Legende versehen und lässt uns Stück für
Stück näher kommen und unsere Schlüsse ziehen. Brückner untersucht
die abgefragten Wissensinhalte seit der Einführung des Zentralabiturs
und verwandelt diese mittels Statistik in visuelles Material.
Fähigkeit oder Gewöhnung lassen uns ordnen, trennen und Muster erkennen.
Wir hängen hier also rum voller Erwartungen, voller Potenziale
zur Wiederholung. Lernen bedeutet hier: sich auf Vergangenes beziehen
und es affirmieren, erinnern und dadurch immer auch vergessen
machen, übersehen lassen, verschweigen. Das Zentralabitur als Verspechen von Einheitlichkeit und damit Fairness konstruiert Gleichheit
aber ohne Egalität: die Vorstellung objektiver Wissensvermittlung stößt
an die Grenzen der Realität, die sie sich weigert abzubilden.
Was konstituiert eigentlich die Werkzeuge, die die Schule einem mit auf
den Weg gibt? Wer ist anwesend, wer ist abgebildet, wer spricht über
wen in diesen Modalitäten, in diesen Sektionen, die sich so universell
darstellen wollen? Welt ordnet sich auch durch Erfahrung: was ich so
erinnere muss ich gesehen, gehört oder gelesen haben, mir vorgestellt
haben. Wer findet sich hier und in welcher Position?
Es geht nicht nur um Inhalte hier, es fragt sich auch, was ein Lernvorgang
sein könnte: Einen kleinen Spalt weiter öffnen, einen Keil treiben
zwischen den Messvorgang, als Darstellung von Verhältnissen, und
seine angeblichen Objekte.
Es ist kein Zufall, dass hier mit dem Farbspektrum von Geldnoten umgegangen wird - die Form von Wissensvermittlung, die hier sichtbar
wird, folgt der Logik des Marktes, verjüngt sich in die Zukunft zu immer
kleinerer Auswahl am ohnehin schmalen Horizont.
Text: Sophie Stadler